Frank-Jürgen Weise über die zunehmende Zahl von Frauen, die wieder ins Berufsleben zurückkehren.

Mehr als jede Dritte ist aktuell wieder im Job!

Interview Weise
Seit 2009 kümmert sich die Bundesagentur mit dem Programm „Perspektive Wiedereinstieg“ um Berufsrückkehrerinnen. Eine Erfolgsgeschichte?
Weise: Eindeutig ja. 61 Prozent der Frauen zwischen 18 und 65 Jahren haben ihre Erwerbstätigkeit mindestens einmal wegen der Familie unterbrochen. 38 Prozent davon arbeiten aktuell wieder und 44 Prozent, die noch in der Familienpause sind, wollen wieder arbeiten. Das sind ermutigende Zahlen. Übrigens sind auch Männer von familienbedingten Berufspausen betroffen – immerhin 11 Prozent.
Warum investieren Sie so viel in die Berufsrückkehrerinnen? Es gibt doch viele andere Arbeitslose…
Weise: Erstens: Die Unternehmen benötigen dringend Fachkräfte und die häufig gut ausgebildeten Frauen sind eine sehr wichtige Zielgruppe dabei. Zweitens: Der Wiedereinstieg in den Beruf ist nicht immer einfach. Viele Frauen brauchen einfach Unterstützung dabei.
Was sind die größten Schwierigkeiten?
Weise: Zu allererst die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, denn die ganze Familie ist ja vom Wiedereinstieg betroffen. Frauen müssen mehr als Männer zwei Welten unter einen Hut bringen. Da geht es beispielsweise um flexible Arbeitszeiten. Die zweite Hürde ist die Qualifikation. Je länger man aus dem Beruf ist, umso mehr hat sich verändert und man muss Wissen aufholen.
Wie sind Ihre Erfahrungen? Helfen Ihre Programme dabei, diese Schwierigkeiten zu überwinden?
Weise: Ja. Gut 70 Prozent der Frauen, die an einem der Projekte teilgenommen haben, konnten in den Arbeitsmarkt integriert werden. 75 Prozent haben direkt eine Anstellung gefunden, 16 Prozent haben sich selbstständig gemacht und 8 Prozent eine weiterführende Qualifizierung begonnen.
Aber die Mehrzahl arbeitet vermutlich nur in Teilzeit?
Weise: Das ist richtig, aber es entspricht in aller Regel den Wünschen der Frauen. 68 Prozent sind in Teilzeitarbeit mit unterschiedlichem Umfang. 16 Prozent haben einen Minijob – aber auch das kann ein Wiedereinstieg in die Berufswelt sein.
Wie viele Berufsrückkehrer sind aktuell bei den Arbeitsagenturen gemeldet?
Weise: Im Januar waren es fast 57.000 Frauen und 2.300 Männer.
Und nehmen die alle an speziellen Programmen teil?
Weise: Nein, wir zwingen ja auch niemand dazu. Die Teilnahme an den Programmen der „Perspektive Wiedereinstieg“ setzt voraus, dass die Frauen auch initiativ werden.
Wie entwickelt sich die Zahl der Wiedereinsteigerinnen? Ist es ein zunehmendes Phänomen, dass Frauen in den Beruf zurück wollen?
Weise: Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr an, von 2013 auf 2014 um vier Prozent. Wir sehen auch an den Nachfragen nach Beratung, dass das Interesse am
Widereinstieg groß ist. Einen weiteren Hinweis haben wir aus unserer aktuellen Werbekampagne, bei der wir verschiedene Zielgruppen ansprechen – die Resonanz auf das Thema Wiedereinstieg ist eindeutig am größten.
Woran liegt das?
Weise: Es gibt heute andere Lebensentwürfe von Frauen. Sie wollen Familie und Beruf. Beides gibt dem Leben Sinn und Tiefe. Sie sind dafür mehr als früher bereit, hohe Belastungen auf sich zu nehmen. Und schließlich erkennen viele Frauen auch, welche Chancen es aktuell am Arbeitsmarkt gibt. Lange Zeit haben sich die gut ausgebildeten Frauen nach der Familienzeit nicht arbeitslos gemeldet, weil sie dachten, sie würden ohnehin keinen Job finden.

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2 Comments

Filed under Berufsrückkehr, Chancengleichheit, Frauen, Hessen

2 Responses to Frank-Jürgen Weise über die zunehmende Zahl von Frauen, die wieder ins Berufsleben zurückkehren.

  1. Andrea Herrmann-Schwetje

    Sehr geehrte Frau Bonacker,
    gibt es das Programm „Perspektive Wiedereinstieg“ auch in Bad Hersfeld?